Philosophie - Filozofia

Manifest

Programm

Trochę historii

Philosophie im Leben

Mobile Philosophie

Texte weiter

Gemeinsame Seite

Blog

So war es...

Teksty polskie

Aktuelles
Deutsch-polnischer philosophischer Verei
http://marek-philosophie.de/
 
Gemeinsame Seite

Königsberg, Królewiec, KaliningradWarum wollen wir noch heute über Königsberg, Królewiec, Kaliningrad reden? – weil darüber noch, auch ungewollt, gesprochen wird. „Alles, was Jahrhunderte hindurch auf ein Volk einwirkt, findet in seiner vaterländischen Sprache, die ja selbst dadurch mitgebildet ist, freiwillig erwidernde Begegnung“. [Humboldt: Ueber die Verschiedenheiten des menschlichen Sprachbaues (vgl. Humboldt-W Bd. 3, S. 158). Wir setzen diese Rede fort, weil wir uns in der Gegenwart angesprochen fühlen, und zwar unabhängig davon, ob der Namensänderung zugestimmt oder sie abgelehnt wird. Nichts anderes als die Sprache selbst veranlasst uns dazu. Keine dringenden politischen Aufgaben, keine brennenden sozialen Probleme, keine Medienereignisse, und nicht zuletzt auch keine persönlichen Erlebnisse lenken unseren Blick auf diese Stadt in Russland.

 

Eigentlich sollte ihre Vergangenheit aus unsrem Betrachtungskreis verschwinden. Dass dies gewollt wurde, und dass dies auch größtenteils gelungen ist, soll auch durch die Sprache verschluckt und verdaut werden. Nicht nur, dass die alten Namen (Königsberg, Królewiec) nicht mehr verwendet werden dürfen,  sie sollen auch gänzlich aus dem Gedächtnis der betroffenen Völker ausradiert werden und - mit ihnen auch die geschichtlichen Schicksale der Völker und einzelnen Menschen.

 

Wir haben es mit der Ersetzung des Namens (Królewiec, Königsberg) durch Kaliningrad zu tun, wobei der letzte mit den zwei ersten in keinerlei Verbindung steht. Die neue Namensgebung steht für eine Neugründung der Stadt. Ab jetzt soll ihre eigentliche Zeitrechnung beginnen. Denn  die Ersetzung erfolgte gründlich: die alten deutschen Einwohner wurden durch neue russische, die durch Engländer zerstörten, historischen Häuser durch die sowjetischen Plattenbauten, die preußischen Grenzen durch polnisch-litausch- sowjetische ersetzt. Was davor war, gehöre der Vor-Geschichte an, die auf die Gegenwart so wenig  Einfluss ausüben soll, wie die punischen Kriege.

 

Paradoxerweise erweckt der neue Stadtname die Gespenster, die er begraben wollte. Wenn jemand den Namen Kalinin  auf seine Visitenkarte schreibt, dann erweist er diesem stalinistischen Henker Kalinin alle Würde.

Darüber schweigen und sich so gut wie möglich damit arrangieren mussten die dazu verdammten und versklavten Bürger der damaligen stalinistischen Gesellschaft, aber nicht die freien und selbstbewussten Bürger des heutigen demokratischen Russlands. Die Freiheit beflügelt, verpflichtet aber auch, weil das, was wir aus Freiheit tun oder unterlassen, ein Zeugnis von uns selbst gibt. In diesem Fall verehren wir freiwillig einen feigen, grausamen und immer dienstbereiten Lakaien  Stalins, der mit unzähligen Helfern, für die Massenmorde, Hungerkatastrophen und Vertreibungen von Polen, Russen, Ukrainern und Juden die Verantwortung trägt.

Immanuel Kant, der Königsberger Philosoph, entwarft in der Schrift "Zum Ewigen Frieden" ein Projekt des ewigen Friedens, also eines solchen, der nicht nur zwei Kriege voneinander trennt, sondern den künftigen Krieg unmöglich macht. "Es soll sich kein Staat im Kriege mit einem anderen solche Feindseligkeit erlauben, welche das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen: als da sind Anstellung der Meuchelmörder, Giftmischer, Brechung der Kapitulation, Anstiftung des Verrats in dem bekriegten Staat."

Die Staaten im zwanzigsten Jahrhundert haben sich im jeweils bekriegten Staat solche Feindseligkeiten erlaubt, die Kants Vorstellung ins Unermessliche übersteigen. Was sind die Meuchelmörder, Giftmischer, Anstifter des Verrats, Brecher der Kapitulation im Vergleich zu Massenmördern, uniformierten Vergewaltigern und legitimierten Räubern? Abgesehen von der Frage, wer daran die größere Schuld trägt, ist offensichtlich geworden, dass nach dem Zweiten Weltkrieg ein ewiger Friede zwischen Deutschen, Russen und Polen unmöglich geworden ist. Warum? Weil die Feindseligkeiten und Niederträchtigkeiten, die zu einem Ausrottungskrieg führen, "in den Friedenszustand übergehen und so die Absicht desselben gänzlich vernichten ....“  Zu diesen „Feindseligkeiten und Niederträchtigkeiten“ gehört eindeutig die Namensänderung. Von diesen Niederträchtigkeiten  sollen sich die Nationen in Friedenszeiten trennen, sich von Usurpatoren absondern, die den Namen ihrer Nation missbrauchten, um ihre Missetaten zu verrichten. Einen ewigen Frieden kann man nicht schließen mit den Verbrechern, Brunnenvergiftern, usw., also mit den Nazis, Bolschewiken, Hitler, Stalin, Dzierzynski und ihren Anhängern, sondern nur mit den Polen, Russen und Deutschen, die selbstkritisch, aber dadurch auch berechtigt stolz auf den Beitrag ihrer Nationen zur allgemeinen menschlichen Kultur sind. Warum soll der Friede angestrebt werden, wenn einige politische, historische und ökonomische Rechnungen noch offen stehen? Das Beanspruchte zu erreichen ist das Ziel der Politik, und wenn sie an ihre Grenze angekommen ist, ihrer legitimen Verlängerung mit militärischen Mitteln.

Den ewigen Frieden streben wir also nicht aus politischen, sondern aus über-politischen, allgemein-menschlichen, metaphysischen Gründen an. Wenn die heutigen neoliberalen Strategen, unterstützt durch die postmodernen Ideologien jegliche metaphysische Verpflichtung leugnen, wenn sie die unbegrenzte Konkurrenz und die Schwächung der internationalen Regel des Miteinanderseins der Staaten verlangen, dann verlängern  sie auch den Krieg nur mit politischen und finanziellen Mitteln.

 

Stellen wir uns vor, dass jemand Verständigung und Kontakte mit Europa sucht, seinen Willen zur Verständigung bekundet und als stolzer Vertreter einer Stalin-, Goebbels-, oder Dzierzynski-Stadt zu uns kommt. Wie kann man Verständigung und Kontakte mit anderen Völkern in Europa suchen, im Namen eines Funktionärs, der für Massenmorde mitverantwortlich ist?

 Nach der Veröffentlichung der Unterlagen zu Katyn durch die russische Regierung weiß jeder Pole und fast jeder Europäer, dass die Unterschrift Kalinins  unter dem Befehl der Ermordung der polnischen Intellektuellen steht. Die Flugzeugkatastrophe von 2010 macht die Empörung darüber noch schmerzhafter und die sogar ehrlich gemeinten Versuche der russisch-polnischen Versöhnung unglaubwürdiger. Als eine Tragödie betrifft sie den Menschen als Menschen unabhängig von seiner nationalen Herkunft. Die Nationalisten von Ost und West machen jedoch das Trauer-Gespräch zunichte, weil sie ihre eigene Vorstellung über Nation noch über die Wahrheit stellen und dadurch nicht ihrer wahren Nation, sondern eigenen Einbildungen dienen. Sie nutzen nur die Nation, um diesen Einbildungen zusätzlich nationale Würde zu verschaffen. Wenn sie zum Teil richtig argumentieren, dann geben sie gute Gründe für eine schlecht bleibende Sache.  

 

Wenn ein Diktator mit den Menschen spielt, dann entsteht eine unmenschliche Welt, die nachträglich zum Forschungsgegenstand der Wissenschaften, zum Verhandlungsgegenstand der Politik werden wird. Für die modernen Philosophen würde sie erst dann zu einem Gegenstand, wenn die entwickelten demokratischen Gesellschaften sie zu einem solchen gemacht hätten. Sie haben jedoch zurzeit andere Interessen. Über den Erhalt oder die Veränderung des Namens soll ein Referendum entscheiden. Darüber – ja! Aber nicht darüber, ob die Person Kalinin ein Verbrecher oder ein verehrungswürdiger Mensch war, darüber entscheidet die geschichtliche Wahrheit allein, die verpflichtend für alle ist.

 Das steht also zur Entscheidung: Ob das Böse fortgesetzt und sanktioniert wird, oder ob es verhindert wird, dass das Böse zum Gewohnten, zu einem Ethos einer Menschengemeinschaft wird?

Die für Geschichte, Wahrheit und Menschlichkeit tauben Menschen findet man sowohl im Westen als auch im Osten. Sie würden sich mit dem Teufel selbst arrangieren, solange dies Profite für sie abwirft. Egal, worauf sie sich dabei berufen, ob auf ökonomische, politische oder ideologische Gründe, sie bauen ihre Geschäfte auf der Lüge und auf Unmenschlichkeit auf. Das heißt, dass sie im Politischen auf die Diktatur, im Geschichtlichen auf die Lüge und im Ethischen auf die Verachtung der Opfer setzen. Nach diesem Muster soll der Name Kaliningrad erhalten bleiben, als ob die Menschen, die das zerstörte Königsberg wiederaufgebaut haben, nicht ihren zukünftigen Wohnsitz, sondern ein Denkmal für einen Verbrecher errichten wollten!

 

Appell an Polen, Deutsche und Russen guten Willens

 

Alle Beteiligten betrachten die nationalen Kulturen als ein Gut, das zu schätzen und zu verteidigen ist. Alle drei treten auf, um ihre eigenen Kulturen von falschen Erfolgen und Verbündeter zu bereinigen. Wir sind stolz, einmal gemeinsam einzutreten, und gemeinsam das Gute gut, das Böse böse nennen zu dürfen. Wir sind entschlossen, aus dem Gemeinsamen Gut das auszuschließen, was im Namen von uns geschehen ist, was wir aber unmenschlich finden. Dazu brauchen wir keine politische Macht, die das Eigene gegen die anderen durchsetzt, sondern die Liebe für das Menschliche, das in der jeweiligen nationalen Form, und dank ihr, zum Ausdruck kam. Wir bewundern gemeinsam Puschkin, Goethe und Mickiewicz, und verabscheuen gemeinsam GULAG und Auschwitz. Diese Verbrechen sind für uns alle Verbrechen.

 

Die Tragödie von Katyn ist eine Tragödie für uns alle. Wir wollen die Reinheit der Opferbereitschaft der Roten Armee und der polnischen  Offiziere schützen. Deswegen wollen wir sie von den Verbrechen, die in diesem Namen geschehen sind, säubern. Wir huldigen und anerkennen die Opferbereitschaft und die Verdienste der russischen Soldaten, verurteilen aber die Verbrechen ihrer Führer.

 

Für uns alle ist der Name Kaliningrad ein Skandal.

 

 


Ausstellung "utopie" im Autonomenzentrum Köln-Kalk



Sonnenklare Rede eines Philosophen an das Volk der Autonomen

 

Meine Damen und Herren,
für alle die nicht wissen, es handelt sich hier um eine Ausstellung,
- eine Kunst-Ausstellung,
- eine Ausstellung der freien Kunst.

Die Russen sagen, welche Freiheit, - solche Ausstellung und Kunst.

Denn die Freiheit besagt, frei von dem Zwang, in Bezug auf Kunst – frei vom Kommerz-Zwang. Wir leben jedoch in einer Zeit der Globalisierung, die wiederum bedeutet, Vermarktung von allen Bereichen des Lebens.

Gewinne herausholen, Abhauen und Abfall hinterlassen.

Deswegen bleibt für die Freie Kunst der Abfall als Material übrig.

Die gehobene Kunst steht unter dem Kommerz-Zwang, ist also nicht frei.

 

Dabei hinterlässt jede Epoche, jedes politisches System eigener Abfall.
Nach dem Kommunismus blieben: Fahnen, Transparente, Parole und Auszeichnung übrig: - z.B. für beste Melkerin, den besten Arbeitsaufseher usw.
Im Osten wurden leere Auszeichnungen vergeben, im Westen Kugelschreiber und Einwegrasierer.

Bei „denen“ wurden Millionen Menschen zur Zwangsarbeit geschickt, bei uns wird jede Arbeits-Minute Qualitätskontrolle unterstellt.

Jedem wird die freie Entscheidung überlassen, ob er verhungern oder Schikanen von Arge ertragen  will.

Bei Kommunisten wurden die Normen politisch aufgezwungen, bei uns wissenschaftlich und ökonomisch.

 

Bei „denen“ richtete sich die Propaganda gegen Dissidenten, die auf Kosten der Gesellschaft leben sollten, bei uns gegen soziales Schmarotzertum, das auf Kosten der Steuerzahler lebt.

Bei „denen“ wurden Professoren zu Taxifahrer, bei uns zu Gärtner, Frisören umgeschult.

Bei „denen“ wurde wild gespitzelt, bei uns machen das die ausgebildeten Angestellten.

 

Die ökonomischen und ökologischen Krisen meistern wir mit Wachstumbeschleudigungsgesetz!

Unsere Jugend hat die glänzende Zukunftsaussichten dank Bildungsbeschläudigungsgesetz!

Dank Gesunndheitsbeschläudigungsgesetz schaffen wir das erfolgreiche Leben!

Unsere Experten, Jobmanager, Profilersteller werden nach den neusten wissenschaftlichen Methoden der Primatenforschung ausgebildet und erreichen schon nach drei monatigen Ausbildungen deren Niveau.

 

Bei allen berechtigten Klagen über die „Jugend von Heute“ sollte man selbstkritisch zugestehen, dass die Ruinen der sozialen Marktwirtschaft und der bürgerlichen Gesellschaft Werke der Erziehergeneration sind.

 

Den Zugang zu Materialien haben wir der Jugend ermöglicht!

Den Müll hat euch unser Generation gespendet!

 

Marek żmiejewski